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Datum
17.06.2021

Live Art in Dead Institutions - Was kommt nach der Ausstellung? Vortrag von Dorothea von Hantelmann

Der Vortrag wird live übertragen und ist über

https://meeting.kunstakademie-karlsruhe.de/dienstagsvortraege

verfügbar

Museen und Ausstellungen beziehen ihre gesellschaftliche Funktion aus der Tatsache, dass sie bestimmte Werte und Konzepte in die Gesellschaft tragen. Sie konstituieren spezifisch moderne Ritualorte, in denen zentrale Aspekte der modernen sozio-ökonomischen Ordnung kultiviert, verkörpert und aufgeführt werden. Tate Moderns Turbine Hall erzählt uns ebenso viel über den Zustand der westlichen Moderne im Jahr 2019, wie der Crystal Palace uns den Produktivismus des 19. Jahrhunderts näherbringt, oder die frühmodernen Kuriositätenkabinette die Entstehung einer ersten Konsumkultur im 16. Jahrhundert. Wir können die Geschichte der Individualisierung anhand des zunehmenden Wandabstands zwischen Gemälden in den Museen des 19. und 20. Jahrhunderts nachvollziehen. Und wir können den Übergang früher Marktgesellschaften zu Konsumgesellschaften anhand der Transformation von 19. Jahrhundert-Museen in White Cubes verstehen. Erst wenn wir, so die These, Museen und Ausstellungen als rituelle Versammlungsorte verstehen, und sie als solche im Kontext des westlichen Liberalismus situieren, begreifen wir die Transformationen, die das Ritual der Ausstellung gegenwärtig vollzieht und dessen Annäherung an das Ritual der Aufführung. Von dort aus lässt sich die Frage diskutieren, ob unsere Gegenwart ein neues Ritual verlangt und wie dieses aussehen sollte.

Dorothea von Hantelmann ist Kunsthistorikerin, Autorin und Kuratorin. Nach Stationen als wissenschaftliche Mitarbeiterin am New Yorker Museum of Modern Art und an der Freien Universität Berlin war sie zunächst documenta-Gastprofessorin an der Universität Kassel und ist nun Professor of Art and Society am Bard College Berlin. Schwerpunkte ihrer Forschung und Publikationen sind theoretische Fragestellungen zur Kunst und Ausstellungskultur der Gegenwart. Sie ist Autorin von "How to Do Things with Art. On the Meaning of Art's Performativity" (2010) und arbeitet derzeit an einer Publikation über die sozio-kulturelle Funktion von Ausstellungen von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart.