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Datum
04.05.2004
Ort
Vortragssaal Reinhold-Frank-Str.81 / Vordergebäude

Skulptur will Architektur und Architektur will Skulptur werden. Über die Orte von Kunst

Markus Brüderlin, Fondation Beyeler, Basel

Ein bisher wenig beachtetes Phänomen in der Geschichte der Skulptur ist die moderne Plastik im Wechselverhältnis zur Architektur. Kasimir Malewitsch beispielsweise schuf in den zwanziger Jahren eigenartige kubische Objekte, die er „architektona“ nannte und die in frappanter Weise mit der rationalistischen Formensprache der modernen Raum-Zeit-Architektur eines Mies van der Rohe oder Frank Lloyd Wright korrespondierten. Durch die Auflösung des abgeschlossenen Körpers und durch die Besinnung auf Elementarformen der Geometrie wurde die Skulptur immer (archi-)tektonischer. In der Installationskunst der 70er Jahre verwandelte sie sich gar in betretbaren „Umraum“. Schließlich ist ein Teil der plastischen Konzepte, der sogenannten „Modellbauer“ in den 80er Jahren, gar nicht mehr ohne den Architekturbegriff zu diskutieren.

Die Skulptur wird historisch und mit Hinblick auf die Architektur neu betrachtet: So offenbaren sich für die moderne Skulptur ganz neue Quellen, die weit zurück ins 18. und 19. Jahrhundert reichen: zu den sprechenden Visionen der Revolutionsarchitektur von Boullée und Ledoux, zur Verwandlung des Denkmalbegriffs von Rodin, zu den Experimenten des Jugendstils bei Gaudí oder Obrist bis zur Erfindung der Stahlkonstruktion Eiffels.

Der Vortrag spürt umgekehrt in der Vergangenheit raum-plastische Konzepte auf, die in einer immer globaleren Architekturszene und im Zusammenhang mit der neuen Blobmeister-architecture wieder aktuell werden. Eine Neubetrachtung der „Skulptur-Geschichte“ und die Kritik der Gegenwartsarchitektur anhand der modernen Plastik – diese beiden Themen wird der Vortrag anschaulich betrachten.