
- Datum
- 18.04.2006
- Ort
- Vortragssaal Reinhold-Frank-Str.81 / Vordergebäude
Schattenseiten. Der Körper und sein Double
Dr. Anselm Wagner, Graz
Der österreichische Kunsthistoriker Dr. Anselm Wagner eröffnet am Dienstag, 18. April, die Reihe der Vorträge im Sommersemester 2006 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.
Das Thema Schatten, lautet die Feststellung des Wissenschaftlers, sei derzeit in Kunst wie auch Kunst- und Bildwissenschaft überaus aktuell: Der projizierte Schatten oder Schlagschatten des Körpers tauche dabei in den verschiedensten Funktionen auf: Als Alter ego bzw. Bild der Seele, Paradigma des westlichen Bildbegriffs, Zentralphänomen von Fotografie und Film und Symptom für den Jargon der Uneigentlichkeit, der seit den 60er Jahren den Kunstdiskurs beherrscht. Grundlegend, so die Beobachtung von Dr. Anselm Wagner, sei seine existenzielle Unbestimmtheit: Ist er doch stets an einem anderen Ort, ohne dort zu sein, und ähnlich wie das Spiegelbild eine Heterotopie im Sinne Foucaults.
Der Vortrag setzt an dieser Zweideutigkeit an und stellt die Frage nach dem kommunikativen Verhältnis zwischen Körperprojektion und Projektionsfläche in den Mittelpunkt. An Beispielen der Kunst des 15. bis 21. Jahrhunderts soll gezeigt werden, wie hier tabuisierte Kontakte zum Ausdruck kommen, deren meist negative Semantik sich in der Moderne verselbständigt.