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Datum
28.04.2015
Ort
Vortragssaal Reinhold-Frank-Str.81 / Vordergebäude

Prof. Dr. Christina Griebel, Reihe "Gegenwärtige Verhältnisse in den Kontaktzonen von Kunst und Pädagogik"

"Zeit und Freiheit oder: Was lernt, wer lehrt?"

Die Sprache des Hochschulwesens, das in Wahrheit ein Finanzwesen ist, legt nahe, dass es im Studium darum geht, Kapital anzuhäufen, von dem wir nur eines wissen: dass es künftig eingetauscht werden muss. Die künftigen Tauschbedingungen kennt niemand; Währung und Anlagestrategie sind nicht vorgegeben. Der eine kauft Aktien, der andere denkt an Rentenpapiere, der dritte erwirbt eine Immobilie und der letzte setzt (sich) gleich auf kleine Goldbarren. Im Begriff Währung stecken währen im Sinn von dauern, gewähren im Sinn von erlauben und der Wert einer Geldmenge in der Gegenwart; hier nähern wir uns dem Handel mit Valuta. Ein Credit Point ist der Gegenwert für 30 Stunden Lebens- und Arbeitszeit. Lernen und Lehren heißt also, sich gegenseitig Kredit einräumen. Beim Lernen investiere ich Zeit, jemandem zuzuhören. Was bekomme ich dafür? – Wenn wir die Währung beibehalten: Zeit, die ich später für anderes verwenden kann, weil ich mir das, was ich hier mitbekommen habe, dort nicht erarbeiten muss. Dazu gehört Vertrauen in den Wert meiner Leihgabe. Beim Lehren investiere ich Zeit, jemandem etwas zu sagen. Was bekomme ich dafür? – Zeit, die ich anderswo spare? - In diesem Vortrag wird der Frage nach dem kostbarsten Gut all jener, die in einer Lehrlernsituation aufeinandertreffen, aus hochschuldidaktischer Perspektive nachgegangen.