
- Datum
- 20.11.2018
- Ort
- Vortragssaal Reinhold-Frank-Str.81 / Vordergebäude
Natalie Lettner
Wer hat Angst vor alten nackten Frauen?Maria Lassnig (1919-2014) – Malerin, Filmemacherin, Feministin.
Mit außergewöhnlicher Sensibilität, tabufreier Schonungslosigkeit und unvergleichlichem Humor erforscht die österreichische Künstlerin Maria Lassnig in ihren unzähligen Selbstporträts, Zeichnungen und Filmen ihren eigenen weiblichen Körper. Sie hat dafür den Begriff Body Awareness erfunden.
Maria Lassnigs Biographie ist die Geschichte einer unermüdlichen Selbstermächtigung in einer von Männern dominierten Kunstwelt. In jedem Jahrzehnt erfindet sie sich selbst neu. Sie ist 1919 als uneheliches Kind in der tiefsten österreichischen Provinz geboren. Schon in der Schulzeit in de 1920er und 30er Jahren wird ihr außergewöhnliches Talent erkannt. Während des Nationalsozialismus studiert sie Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien, abgeschnitten von sämtlichen Strömungen der internationalen Moderne. In den frühen 1950er Jahren holt sie alles in Windeseile nach und ist eine der ersten, die das französische Informel nach Österreich bringt. Von da an wird sie immer zur Avantgarde gehören. In den 1960er Jahren lebt sie in Paris. In den 1970er Jahren in New York ist sie ein aktives Mitglied der Frauenbewegung und beginnt, selbstironische feministische Animationsfilme zu drehen. 1980 wird sie die erste Leiterin einer Meisterklasse für Malerei in Österreich.
Sie hasste es als „Grande Dame der Kunst“ bezeichnet zu werden. Und tatsächlich ist ihre Kunst als über Achtzigjährige frisch, lebendig und innovativ wie je. 2008 nannte sie der britische Observer „die Entdeckung des Jahrhunderts“.
Natalie Lettner stellt die 2014 im Alter von 94 Jahren verstorbene Künstlerin und ihr Werk in ihrem Vortrag vor.
Natalie Lettner (geb. 1965 in Salzburg) lebt und arbeitet in Wien. Kultur- und Kunstwissenschaftlerin, seit 2000 am Kunsthistorischen Museum Wien. Lehre am Bard College, New York, an der Webster University, Wien, und am European Forum Alpbach. Sie forscht an den Schnittstellen zwischen prämoderner und zeitgenössischer Kunst sowie zwischen sogenannter Hoch- und Populärkultur. Essays zur Geschichte Hollywoods und zur zeitgenössischen Kunst (u.a. Jonathan Meese, Nafez Rerhuf, Maria Lassnig). Umfangreiche Studie Bilder des Bösen? Teufel, Schlange und Monster in der zeitgenössischen Kunst (Transcript 2015). Die erste und grundlegende Biografie zu Maria Lassnig. Die Biografie (Brandstätter 2017). Biographie über Carl Pruscha (erscheint 2019 im Lars Müller Verlag). Derzeit arbeitet sie an einer Geschichte der Kunst in Österreich (erscheint 2020 bei Brandstätter).