
- Datum
- 25.04.2006
- Ort
- Vortragssaal Reinhold-Frank-Str.81 / Vordergebäude
Imaginäre Museen. Passagen zu den gemalten constkamers des 17. Jh.
Dr. Claudia Banz, Düsseldorf
Im Mittelpunkt des Vortrages von Dr. Claudia Banz am 25. April in der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe steht eine Bildgattung, die ausschließlich in Antwerpen entstand: die gemalte constkamer. Die Stadt Antwerpen galt Anfang des 17. Jahrhunderts als Mekka der Luxusgüterindustrie und erlebte eine kurze Blüte von lediglich drei Jahrzehnten.
Als Bild der Bilder avancierte die gemalte constkamer zum Inbegriff des realen und fiktiven, visuellen und geistigen Kosmos, in dem sich die Antwerpener Künstler und Gesellschaft bewegten. Sie ist zugleich Spiegel der materiellen Kultur Antwerpens und der südlichen Niederlande sowie Ausdruck der vielfältigen Beziehungen zwischen Künstler und Auftraggeber, Atelier und Markt, Ausbildung, Lehre und Bildung.
Im übertragenen Sinne, so Dr. Claudia Banz, war die constkamer die gleichsam allegorisch visuelle Bibel der Malerei. Sie war Sammlung und Museum, aber auch tempio della pittura in einem geistigen, übergreifenden Zusammenhang. In ihr steigert sich das Selbstverständnis Antwerpens durch die Kunst der Malerei. Sie war zugleich gemalte Kunsttheorie und Enzyklopädie der Kunst- und Wunderdinge kurz: Spiegel der Welt der Kunst als Spiegel der Welt schlechthin.
In ihrem Vortrag betrachtet die Kunsthistorikerin die constkamers außerdem vor der Folie des zeitgenössischen Kunstsystems und seiner inhärenten Diskurse. Dabei will sie einige äußerst aktuelle Aspekte herausstellen.