
- Datum
- 15.04.2008
- Ort
- Vortragssaal Reinhold-Frank-Str.81 / Vordergebäude
Heroic Turn – Warum Yves Klein nie mit Piero Manzoni spielen wollte
Dr. Martin Engler, Hannover
Der Kunstwissenschaftler und Kurator Dr. Martin Engler widmet sich am Dienstag, 15. April, 19 Uhr in seinem Vortrag an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe einem zentralen Moment der Diskussion um Avantgarde und Moderne. Der narrative Titel seiner Ausführungen lautet: Heroic Turn - Warum Yves Klein nie mit Piero Manzoni spielen wollte.
Vieles verbindet Yves Klein und Piero Manzoni, zwei der wohl wichtigsten Künstler der 1960er in Europa nicht zuletzt ihr frühes Sterben, so der Ausgangspunkt der kunstwissenschaftlichen Betrachtungen von Dr. Martin Engler. Ihre fast manische Aktivität bis zum Tod, die Reduktion der künstlerischen Mittel, ihre Hinwendung von der Malerei zur Aktionskunst, die Lust an der Provokation und letztlich auch die Verquickung von Kunst und persönlicher Existenz, legen eine enge Verwandtschaft ihrer künstlerischen Konzepte nahe.
Klein, als dem Älteren, käme sodann die Rolle des Genies und Wegbereiters zu, Manzoni die des Epigonen. In der Tat besucht Manzoni wiederholt Kleins erste monochrome Ausstellung und versucht - vergeblich - mit Klein zusammenzuarbeiten: Sie sind der blaue Monochrome und ich der Weiße, wir müssen zusammenarbeiten.
Es sind jedoch interessanter Weise die Momente der scheinbar größten Affinität, an denen sich mit Entschiedenheit die Wege scheiden. Zu diesem Schluss kommt Dr. Martin Engler. Unter der Oberfläche formaler Analogien und historischer Koinzidenzen offenbaren sich antithetische Konzepte, die im Kontext der Paradigmenwechsel in der Kunst der 1960er selten deutlicher formuliert wurden. Dass dieser Paradigmenwechsel zwischen dem, was wir in der Regel Moderne und Post-Moderne nennen bis heute wirksam und stilbildend ist, macht für den Referenten den Vergleich dieser scheinbar historischen Figuren zu einem spannenden Gegenstand gerade auch der aktuellen Kunstwissenschaft.