
- Datum
- 15.02.2022
- Ort
- Vortragssaal Reinhold-Frank-Str.81 / Vordergebäude
Sich selbst sichtbar machen - Autobiografisches Arbeiten als künstlerische und aktivistische Praxis
Vortrag von Christina Bauernfeind
Der Link:
Auf sich selbst Bezug zu nehmen bedeutet einerseits die eigenen Grenzen zu untersuchen, andererseits aber auch einen Platz innerhalb eines größeren Ganzen zu behaupten. Das Arbeiten mit sich selbst hat lange Tradition in der Kunst. Angefangen vom Selbstportrait des*der Künstler*in hinzu experimentellen, performativen Body Art Arbeiten der 1960er Jahre verwenden Künstler*innen sich selbst in ihrer künstlerischen Praxis - als Inhalt oder auch als Material. Sie zeigen idealistische, realistische oder veristische Entwürfe von sich selbst und/ oder verhandeln die eigene Situation in der Gesellschaft. Daher haben Arbeiten, die ein Selbst in der Krise zur Welt zeigen, das Potential eine ganz besondere Schlagkraft zu entwickeln. Ist keiner, ein besonders kleiner, diskriminierenderund fest zugeschriebener Platz im größeren System vorbestimmt, kann dieser Rahmenauch besonders gut verhandelt oder sogar gesprengt werden. So wird der eigene Körper oder die eigene Position in engagierter Kunst oft als Material oder Vorlage verwendet. Die
eigene Position behauptet sich gegen den Zugriff von Außen, formuliert neue Möglichkeiten von Identität und legt verschüttete Perspektiven offen. Künstlerische Praxis kann so auch kritisch-aktivistische sein. Je nach Situierung wirft der eigene Standpunkt ein kritisches Licht auf eine vermeintlich neutrale allgemein-gesellschaftliche Position und vermag es somit blinde Flecke aufzudecken, die von einem regulierenden Konsens unsichtbar gemacht werden. Anhand von regionalen, freien Positionen, sowie etablierten künstlerischen Beispielen von Künstler*innen, die selbstreferenziell arbeiten, gehen wir den Potenzialen und Problemstellungen von autobiografischen Arbeiten nach. Wie genau verwenden Gegenwartskünstler*innen in der Region autobiografisches Material in ihrer künstlerischen Praxis? Was ist der Unterschied zwischen dem Körper als Selbstreferenz und Geschichten, Standpunkten oder Ideen? Was heißt Selbstreferenz im Kollektiv? Und welche dokumentarischen oder auch partizipativen Möglichkeiten tun sich mit autobiografischem Material auf?
Es ist eine Veranstaltung der Gleichstellungsbeauftragten der Kunstakademie.